Postulat Altersdiskriminierung

«Männer dürfen älter werden, Frauen werden alt gemacht», schreibt die Journalistin Bascha Mika. Mit dieser Aussage beschreibt sie den gesellschaftlichen Blick auf alternde Frauen, der weitaus verachtender ist als dieser auf alternde Männer – mit realen Auswirkungen. Wenn Frauen älter werden, wird das mit körperlichem Verfall assoziiert. Wird der Körper der Frau abgewertet, wird die ganze Frau abgewertet.

Bei der Altersdiskriminierung von Frauen geht es auch um Arbeitsdiskriminierung: Für viele Frauen über 50 sind die beruflichen Aufstiegschancen gleich null, während Männer noch mit 70 in Aufsichtsräte berufen oder zum Präsidenten gewählt werden. Laut einer Studie aus den USA erhalten Frauen unter 45 doppelt so häufig eine Einladung zum Bewerbungsgespräch wie Frauen, die dieses Alter überschritten haben. Wenn Frauen Ende 40 sind, ist die Jobsuche schwierig. Wenn sie einen finden, dann häufig nur Teilzeit, was sich wiederum negativ auf die Rente auswirkt.

Besonders zu spüren ist die Altersdiskriminierung nach der Pensionierung, denn Frauen sind besonders stark von Altersarmut gefährdet. Der Altersmonitor 2022 von Pro Senectute zeigt, dass Frauen doppelt so oft von Altersarmut betroffen sind wie Männer (Frauen 17,7% und Männer 9,9%). Dies liegt daran, dass die meisten Männer dieser Generation bis zur Pensionierung in hohem Pensum erwerbstätig waren, während sich die Frauen um den Haushalt und die Kinder kümmerten und wenn, dann nur Lohnarbeit in einer Teilzeitanstellung verrichteten und somit keine oder eine sehr niedrige Rente aus der zweiten Säule erhalten.

Ageismus – also die Altersfeindlichkeit oder die negative Wahrnehmung und Stigmatisierung des Älterwerdens und Alt Seins – überkreuzt sich mit Sexismus, von dem Frauen ohnehin betroffen sind. Wie das Älterwerden und Altsein mit dem Geschlecht zusammenhängt, muss deshalb dringend erforscht werden. Denn: Daten darüber, wie die Diskriminierung wirklich aussieht, was ältere Frauen erleben, wer betroffen ist und welche Massnahmen getroffen werden müssen, um genderspezifische Gewalt im Alter vorzubeugen, sind in der Schweiz unauffindbar.

Während der Bundesrat in seiner Stellungnahme vom 12.05.2021 ausschliesslich aufzeigt, welche staatlichen Aktivitäten in den Bereichen Altersdiskriminierung und Gleichstellung von Frauen separat getätigt werden, findet sich keine kombinierte Betrachtungsweise. Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates und verschliesst somit die Augen vor der Realität.

Es reicht nicht aus, sich separat mit den Themen der Geschlechter- und Altersdiskriminierung auseinanderzusetzen, vielmehr braucht es eine Untersuchung dessen, wie Geschlecht, Nationalität, Staatsbürgerschaft, Ethnie, körperliche und geistige Gesundheit, Zivilstand, Wohnort und Aufenthaltsstatus den Alltag und die Lebensrealität in fortgeschrittenem Alter beeinflussen.

Altersdiskriminierung von Frauen wird aufgrund des demographischen Wandels weiter an Bedeutung gewinnen. Für eine nachhaltige Prävention braucht es mehr Wissen, denn Wissen ist Macht – wüsste man mehr über den Zusammenhang von Gender und Altersdiskriminierung, könnte man die Ursachen systematisch angehen.

Viele Frauen wünschen sich, würdevoll zu altern. Da Frauen von Anfang an wenig Würde zugestanden wird, scheint dieser Wunsch absurd.

Dies müssen wir ändern.

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    Staat und Wirtschaft werden oft als Konkurrenten dargestellt. Doch beide brauchen einander und wir brauchen beides: einen starken Staat und eine prosperierende Wirtschaft! Als Nationalrätin setze ich mich dafür ein, dass Staat und Wirtschaft die Verantwortung dafür teilen, dass die Bevölkerung gut und selbstbestimmt leben kann. Der Staat soll Anreize für die Wirtschaft setzen, sich sozial und ökologisch zu engagieren. Die Wirtschaft ist aufgefordert, Krippen anzubieten, nachhaltig mit Ressourcen umzugehen, junge Menschen auszubilden, Teilzeitstellen zu schaffen, Stellen für sozial Schwächere anzubieten und Personen mit einem Handicap zu beschäftigen. Und zwar so, dass es für alle Beteiligten Sinn macht. Hier geht es zu meiner beruflichen Tätigkeit, der Einzelfirma FERI Mit-Wirkung.

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