«Mit Zusammenhalt, gegenseitiger Rücksichtnahme und Orientierung am Positiven kommen wir am besten durch die Krise»

Text für Sonntagszeitung 11. April 2021
Wir alle sind Corona-müde und wünschen uns die Normalität zurück. Wir wollen endlich wieder ohne Rücksicht auf Covid-19 das Leben geniessen und Pläne schmieden können. Die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen sind nicht nur für Jugendliche sehr belastend, auch wenn sie zurzeit wegen der St. Galler Krawalle im Fokus stehen. Erkrankte und ihre Angehörigen, Gesundheitsfachpersonen, einsame Menschen, Menschen mit psychischen Erkrankungen, Beschäftigte von besonders krisenbetroffenen Branchen und viele weitere Personengruppen leiden ebenfalls stark unter der aktuellen Pandemie.
Die Impfung macht Hoffnung auf eine baldige nachhaltige Beendigung der Pandemie. Doch noch sind wir nicht über den Berg. Mutationen, die das Virus gefährlicher machen, bereiten uns Sorgen. Damit sich diese Mutationen nicht ausbreiten können, braucht es nochmals einen gemeinsamen Effort mit konsequentem Einhalten der Hygiene- und Verhaltensregeln, bis die Impfungen ihre Wirkung entfalten. Die Corona-Selbsttests sind sicherlich ein weiteres wirksames Instrument im Kampf gegen die Pandemie.
Die Schweiz ist bis jetzt im Vergleich zu anderen Ländern relativ gut durch die Krise gekommen. Sehr harte Massnahmen wie lange Schul- und Ladenschliessungen oder Ausgangssperren brauchte es nie. In den Spitälern standen auch in Zeiten mit sehr hohen Corona-Fallzahlen genügend Intensivpflegebetten zur Verfügung. Und Konkurswellen konnten dank Covid-19-Krediten, Kurzarbeit und Härtefallhilfen verhindert werden.
Die Wirtschaftshilfen werden noch einige Zeit nötig sein. Deshalb ist es wichtig, dass die Schweizer Bevölkerung am 13. Juni das Covid-19-Gesetz gutheisst. Mit einem Nein würde das Gewerbe, die Kultur und viele andere im Regen stehen gelassen werden, denn die Grundlage für die Härtefallunterstützungen würde wegfallen. Das Gesetz entstand aus den Notverordnungen des Bundesrates und wird nach langen und harten Verhandlungen von einer grossen Mehrheit des Parlaments mitgetragen.
Die Hauptverantwortung für die Pandemiebewältigung in der Schweiz trägt nicht das Parlament, sondern der Bundesrat. Der nota bene bürgerlich dominierte Bundesrat wägt die Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor dem Virus sorgfältig ab, berücksichtigt in seinen Beschlüssen unterschiedlichste Lebens- und Arbeitssituationen und spricht sich regelmässig mit den Kantonen, dem Parlament und weiteren Akteuren ab. Natürlich hätte einiges nach heutigem Wissensstand anders gemacht werden können, beispielsweise die Impfstoffvorreservierung oder die Kommunikation zu den Masken. Wichtig ist jedoch vor allem, dass die Schweizer Pandemiebewältigung im Nachgang sorgfältig analysiert wird, um aus den Erkenntnissen Lehren für zukünftige Notlagen ziehen zu können. Die Fähigkeit, mit Krisen umzugehen, wird für das Wohlergehen unseres Landes weiterhin von grosser Bedeutung sein. Einen guten Job zu machen, positiv zu bleiben und ebenso zu kommunizieren, ist für alle eine Herausforderung. Hut ab vor den Entscheidungsträgerinnen und -trägern, welche das seit über einem Jahr tagaus, tagein machen.
Die Pandemie und ihre Folgen werden die Schweiz und die Welt noch lange beschäftigen. Besorgniserregend ist, dass die Pandemie die Schere weltweit zwischen Arm und Reich deutlich öffnet. Es braucht deshalb unbedingt eine klare Strategie zur Bekämpfung der durch die Pandemie weltweit verschärften sozialen Ungleichheiten.