Meine Rede am ausserordentlichen Parteitag vom 13. August 2019

Yvonne Feri – Parteitag 13.8.2019, Nomination RR, es gilt das gesprochene Wort

Liebe Genossinnen, Liebe Genossen, Liebe Kolleginnen, Liebe Kollegen

Die meisten von euch kennen mich schon lange. Kennen meine Biographie, meine beruflichen Stationen und meine politische Arbeit. Ich könnte euch, wie Theresa May vor kurzem, einen Tanz aufführen. Ich könnte euch ein Lied singen. Ich könnte in Bildern zu euch sprechen. Oder aber, ich lasse euch spüren, was mich im Jetzt und Heute dazu bewegt, vor euch zu stehen und euch genauso für eine Kandidatur zu begeistern, wie ich begeistert bin. Genau dafür habe ich mich entschieden. Für Inhalte.

Während der Wahlkampagne 2016 für den Regierungsrat wurde mir sehr oft zugetragen, dass man (wer auch immer man ist) mich wählen sollte, da ich kompetent, fachlich sattelfest und einfach die Beste sei für das Departement Gesundheit und Soziales. Doch, leider sei ich in der falschen Partei. Ich bin auch heute sattelfest, kompetent, führungsstark und vor allem in der richtigen Partei. Die FDP mit ihrer Aussage «diese Kröte müssen wir schlucken» – die Kröte war die Nomination von Franziska Roth – und die CVP mit ihrer Aussage «die Feri werden wir bodigen» haben zusammen mit der SVP ein grosses Desaster für den Kanton Aargau verursacht. Das hat unseren Kanton, resp. das Departement Gesundheit und Soziales, weder weitergebracht, noch Vertrauen in die Regierung geschaffen. Nein, es hat die Arbeit im Gesundheits- und Sozialen-Bereich zurückgeworfen und kostet den Steuerzahler und die Steuerzahlerinnen nun viel Geld: einerseits ein weiterer Wahlgang, ein Jahresgehalt für die ehemalige RR und anderseits die Arbeit, welche nicht erledigt wurde, Entscheidungen, die nicht gefällt wurden und viel Knowhow, welches durch die zahlreichen Abgänge von kompetenten Kaderleuten und Mitarbeitenden aller Stufen verloren ging. Und dafür tragen die SVP, die FDP und die CVP eine grosse Verantwortung. Die alleinige Verantwortung. Und es ist ein Trauerspiel – auch für Franziska Roth. Egal wo man politisch steht, ein solches Verheizen hat niemand verdient! Wer auch immer nun dieses Departement übernehmen wird, hat einiges zu tun: Personalfragen klären, Führung stärken, inhaltliche Entscheidungen fällen.

Ich bin bereit dafür!

In den letzten Wochen wurden mir viele Fragen gestellt: Warum versuchst du es nochmals, nachdem du im 2016 verloren hast? Warum lässt du dich verheizen? Warum gerade Du? Muss die SP überhaupt antreten? Gibt es keine anderen Personen? Es ist nicht an mir alleine, all diese Fragen zu beantworten, doch die eine oder andere picke ich gerne heraus. (Bundesrat Ueli Maurer hat in seiner Karriere viele Male verloren – trotzdem sitzt er heute in diesem Gremium. Wen interessiert das heute noch?) Verlieren gehört in unserem politischen System dazu – wer das nicht aushält, sollte nicht in die Politik einsteigen. Mein letztes Wahlresultat lässt ein erneutes Antreten tatsächlich zu. Das Amt als Regierungsrätin interessiert mich heute genauso, wie im 2016. Wenn ich es nochmals versuchen möchte, bietet sich jetzt die Gelegenheit. Wir haben uns diesen Zeitpunkt nicht ausgesucht. Dafür tragen die erwähnten Parteien die Verantwortung. Ich stehe bereit und ich bin bereit für dieses Amt. Heute genauso wie vor drei Jahren – oder sogar noch mehr als damals!  Letztlich aber liegt die Entscheidung heute zunächst bei euch und in wenigen Wochen bei der Aargauer Bevölkerung.

Ich habe grosse Lust und bringe viel Energie mit, um mit den misslichen Umständen im Departement für Gesundheit und Soziales aufzuräumen. Das entspricht meinem jahrelangen politischen Engagement, Interesse und Wissen. Selbstverständlich bin ich auch bereit, ein anderes Departement zu übernehmen und mich in neue Gebiete einzuarbeiten. Doch gehen wir einmal davon aus, dass dies bei dieser Ersatzwahl nicht notwendig sein wird.

Ein paar Worte zu meiner Führungskompetenz: Erste Führungserfahrungen durfte ich bei meiner Anstellung bei der unia in Zürich sammeln, dann über einige Jahre hinweg beim Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband. Aktuell bin ich Präsidentin von Kinderschutz Schweiz. Führung ist eine Vertrauenssache und eine Herausforderung – Menschen arbeiten zusammenarbeiten, stehen in einer Beziehung zueinander, Entscheidungen müssen getroffen werden, um Inhalte und Positionen wird gestritten. Dabei gibt es immer Schwierigkeiten und Hürden zu meistern. Die Stärke eines erfolgreichen Teams besteht darin, motiviert und mit Ausdauer – wie ich es als leidenschaftliche Bewegungsperson gewohnt bin – gemeinsam Herausforderungen anzunehmen und Ziele zu erreichen. Davon bin ich überzeugt.

Führung braucht Zeit, Präsenz und Nähe. Für eine Gemeinderätin gestaltet sich Führung anders, als für eine Regierungsrätin. Die GemeinderätInnen verfügen über keinen Arbeitsplatz in der Verwaltung, führen keine Mitarbeitergespräche (zumindest in Wettingen war das so) und der Gemeindeammann, welcher schlussendlich für die Führung der Abteilungsleitenden zuständig ist, ist oft vom Geschehen und den Menschen weit weg – auch je nach Interesse und Präsenzen desselben und Örtlichkeiten der Abteilungen. Die GemeinderätInnen sind besonders für die Inhalte eines Ressorts zuständig. In einem Regierungsrat liegen die Strukturen anders. Es handelt sich um ein Vollamt, das Generalsekretariat und allfällige Stabstellen sind direkt zu führen und auch die Nähe durch den Arbeitsplatz ist gegeben. Es stellen sich zur inhaltlichen Führung wie im Gemeinderat die direkte Personalführung dazu. Direkte Führung mit der entsprechenden Verantwortung wird nur so, wie für eine Regierungsrätin skizziert, möglich gemacht.

Ich bin erfahren darin, Entscheide zu fällen. Ich bin es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Mit Leidenschaft führe ich ein Team von kompetenten Frauen und Männern. Das alles mache ich gerne und mit vollem Einsatz. Daher fühle ich mich wohl in Positionen wie bspw. als Präsidentin von Kinderschutz Schweiz oder als Inhaberin meines kleinen Unternehmens. Aber eine Wohlfühlposition wäre das letzte, was ich suche – je schwieriger Situationen sind, desto mehr Energie und Leistungswille weckt dies in mir, desto effizienter und effektiver arbeite ich.

Unsere Aargauer Bevölkerung braucht ein bezahlbares, funktionierendes Gesundheitssystem für alle. Die Kantone können einiges mitgestalten im Gesundheitssystem, sind aber anderseits stark an nationale Gesetze gebunden. Mein Rezept: Spielräume orten, innovative (Pilot)Projekte starten, Überangebote reduzieren, das Richtige am richtigen Ort anbieten, den Patienten, die Patientin in den Mittelpunkt stellen.

Unsere Aargauer Bevölkerung braucht ein menschenwürdiges Sozialsystem für alle. Jede und jeder von uns kann eines Tages unerwartet, auch unverschuldet, auf materielle Hilfeleistungen angewiesen sein. Die SKOS-Richtlinien bilden eine Basis, welche von den Kantonsregierungen mitbestimmt und mitgetragen wird. Mir leuchtet nicht ein, warum der Kanton Aargau sich davon distanzieren sollte. Mir leuchtet aber ein, dass betroffene Personen, möglichst wieder finanziell unabhängig leben sollten. Dafür braucht es intelligente, tragfähige Lösungen.

Unsere Aargauer Bevölkerung braucht eine Regierungsrätin, die bereit ist, die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Eine Regierungsrätin, die mit den Grossratsfraktionen lösungsorientiert zusammenarbeiten möchte. Eine Regierungsrätin, die den Gemeinden eine Stimme gibt. Eine Regierungsrätin, die führt und entscheidet. Und eine Regierungsrätin, die es gewohnt ist, in einem politischen Team (dem Regierungsrat) mitzuarbeiten.

Unsere Aargauer Bevölkerung braucht aber auch und vor allem Gerechtigkeit. Gerechtigkeit beim Steuersystem. Gerechtigkeit beim Bildungssystem. Gerechtigkeit für die Frauen. Gerechtigkeit auf allen Ebenen. Dafür stehe ich. Klar und fair.

Ich bin bereit dazu.

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  • FERI Mit-Wirkung

    Staat und Wirtschaft werden oft als Konkurrenten dargestellt. Doch beide brauchen einander und wir brauchen beides: einen starken Staat und eine prosperierende Wirtschaft! Als Nationalrätin setze ich mich dafür ein, dass Staat und Wirtschaft die Verantwortung dafür teilen, dass die Bevölkerung gut und selbstbestimmt leben kann. Der Staat soll Anreize für die Wirtschaft setzen, sich sozial und ökologisch zu engagieren. Die Wirtschaft ist aufgefordert, Krippen anzubieten, nachhaltig mit Ressourcen umzugehen, junge Menschen auszubilden, Teilzeitstellen zu schaffen, Stellen für sozial Schwächere anzubieten und Personen mit einem Handicap zu beschäftigen. Und zwar so, dass es für alle Beteiligten Sinn macht. Hier geht es zu meiner beruflichen Tätigkeit, der Einzelfirma FERI Mit-Wirkung.

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